Februar 2019

10 MUSIK Dendemann, gleich imersten Track deines neuen Albums, „Ich Dende also bin ich“, hältst du über dich fest: „Er stinkt nach Mythos.“ Wie ist dein Verhältnis zur eigenen Vergangenheit? Was meine Zeit im Rap angeht, bin ich damit auf jeden Fall mehr im Reinen, als ich es eigentlich sein dürfte (lacht). Wie meinst du das? Ich empfinde auch für meine schwachen Mo- mente so gut wie keine Scham. Mich stört fast nichts. Im Laufe meiner Karriere habe ich aller- dings auch sehr darauf geachtet, dass ich das im Nachhinein sagen kann. Und das Genre Deutschrap an sich: Siehst du die Veränderungen, die es in den vergangenen 20 Jahren gab, ähnlich entspannt? Wenn ich die heutige Gesamtsituation beschrei- ben sollte, würde ich sagen: Es gibt sowohl So- dom und Gomorra als auch Milch und Honig. Beide Extreme sind heute schnell verbrei- tet. Während du noch aus der Demo-Tapes- aus-dem-Kofferraum-verkaufen-Generation stammst, laden Kids heute fertig produzierte Nach dem „Neo Magazin Royale“ ist vor dem Solo- Comeback: Dendemann veröffentlichte kürzlich mit „da nich für!“ ein neues Album und erklärt im Interview, wie sich seine Arbeitswelt seit dem TV- Engagement verändert hat DENDEMANN Foto: Nils Müller Tracks hoch und gelangen per Mausklick in jedes Jugendzimmer. Eine gute Entwicklung? Letztendlich ist das doch sehr HipHip, weil es völlig frei ist und sich die Künstler niemandem gegenüber anbiedern müssen. Hast du deine Arbeitsweise auch verändert? Ja, und das ist vor allem durch mein Engagement beim Fernsehen passiert. Bis ich beim „Neo Maga- zin“ war, dachte ich, ich müsste nie etwas anders machen, müsste mich nicht von Projekt zu Projekt neuerfinden. Um den Slot in der Show aber zu er- füllen und dabei auch meinen Ansprüchen gerecht zu werden, musste ich umdenken. Erzähl mal! Ich sollte ja jede Woche ein kleines Lied abliefern, und das sollte auch noch immer zu einem bestimm- ten Thema passen. Ich habe also schnell gelernt, dass jedes Thema ein Songthema ist, aber auch, dass wenn das Thema brisant ist, also z. B. poli- tisch aufgeladen, es gefühlt gleich doppelt so viel Arbeit macht. Apropos Arbeit: Auf dem Album sticht jetzt ein weiterer Song heraus, nämlich „Menschine“. Darin geht es um ein Nur-noch-Arbeiten und ein Sich-selbst-Ausbeuten. Geschrieben aus eigener Erfahrung? Nee, dieses Gefühl von zu viel Arbeit habe ich eigent- lich schon immer und konstant verhindert, schon bevor ich etwas mit Rap gemacht habe. Ich habe mich bisher definitiv nicht kaputt gemacht und im- mer pausiert, wenn ich fand, dass es richtig war. Liegt dir das saisonale Arbeiten, wie es in der Mu- sikindustrie gepflegt wird, also besonders gut? Genau. Die Seasons sind hier immer gleich: Promo-Rutsche, Veröffentlichung, Tour, Festivals. Wie diese Zahnräder ineinander greifen, kann man sich gar nicht schöner ausdenken. Sie können ei- gentlich nur vom Burn-Out angehalten werden. Des- halb ist es auch immer noch eine perfekt funktio- nierende Industrie. Ich kann nicht meckern (lacht). Interview: Erik Brandt-Höge 26.+27. FEBRUAR 20:00 Uhr; Mehr! Theater „Ich kann nicht meckern “

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