Februar 2018

36 Foto: © 2017 Twentieth Century Fox FILM Als Säugling wurde Elisa am Rande eines Flusses gefunden, im Wasser liegend, mit seltsamen Schnitten an beiden Seiten des Halses. Offenbar wurden ihr die Stimmbänder durchtrennt: Sie ist stumm. Viele Jahre später, 1962, ist sie erwach- sen, lebt in einer heruntergekommenen, düsteren Wohnung über einem Lichtspielhaus, das seine besten Zeiten definitiv auch schon hinter sich hat. Wenn der Wecker klingelt, steht sie auf, kocht Eier, masturbiert in der Badewanne, zieht sich an und bringt ihrem Nachbarn, dem alternden Maler Giles (Richard Jenkins), ein Frühstück vorbei. Er ist ihr einziger Freund - neben Zelda (Octavia Spencer), mit der sie tagtäglich in einer streng geheimen Forschungseinrichtung der US-Regierung putzt. Es ist ein kleines, isoliertes, streng umrissenes Leben – bis der beinharte Agent Strickland einen Wassermenschen ins Labor bringt, um ihn zu un- tersuchen. Er soll ins All geschossen werden, um den Wettlauf mit den Russen um die Vorherrschaft im Weltraum zu gewinnen. Der Kalte Krieg tobt. Märchen meets Monsterfilm, dazu eine Prise Agententhriller und Musical, alles getaucht in eine düstere Film-Noir-Atmosphäre. Genial, wie virtu- os der mexikanische Regisseur und Drehbuchau- tor Guillermo del Toro die Stile mixt! „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ ist eine äu- ßerst vielschichtige, märchenhaft gruselige Hom- mage an die Liebe. Eine kompromisslose Liebe, die ungeheuerliche Grenzen sprengt. Hier erblüht sie zwischen der Außenseiterin Elisa und einem Amphibienmann aus dem brasilia- nischen Sumpf (großartig, mit Motion-Cap- ture-Technik: Doug Jones). Die erste Begegnung: ein Schock. Doch bald schon ist Elisa fasziniert vom fremden, irisierend gepanzerten, fischäu- gigen Wesen, das für Agent Strickland nicht nur eine seelenlose Kreatur, sondern vor allem das Ticket zur Beförderung ist. Elisa jedoch erkennt in dem gleichfalls stummen Wassermenschen eine verwandte Seele, die sie so akzeptiert, wie sie ist. Sie bringt ihm gekochte Eier, spielt ihm Jazz vor, tanzt für ihn, kommuniziert über Gesten- sprache – und entführt ihn schließlich, als die Agenten seine Hinrichtung planen. Sally Hawkins als Elisa ist unglaublich gut. Die Rolle hat ihr del Toro auf den Leib geschneidert, sie interpretiert sie – wortlos! – mit einer Tiefe, die begeistert. Nicht nur die mit einem Golden Globe ausgezeichnete, magisch beschwingte Mu- sik von Alexandre Desplat verleiht dem Film einen Hauch der „Fabelhaften Welt der Amélie“ (freilich in frischer Kombi mit dem „Schrecken aus dem Amazonas“). Auch Hawkins‘ Elisa hat diesen ge- wissen zauberhaften Charme, den ganz eigenen Blick auf die Dinge. Ebenfalls großartig: Michael Shannon. Sein Agent Strickland ist nicht nur der brutale Karrierist, dem Grausamkeit aus den Augen leuchtet. Auch er zweifelt, zunehmend paranoid und unberechenbar jagt er der eigenen Perfektion hinterher. Die er früher vollkommen glaubte: Wer, wenn nicht er, wurde nach Gottes Ebenbild geschaffen? Gewiss nicht die schwarze Putzfrau Zelda, schon gar nicht die Kreatur aus den Sümpfen, auch wenn die Ein- heimischen sie als Gott verehrten. Ganz nebenbei flicht del Toro, der sich selbst schon als „biblio- phil“ bezeichnete, Philosophisch-Religiöses in sein Monster-Märchen ein. Das trotz aller dunklen Ab- gründe, die sich hier auftun, auch Hoffnung schenkt: Es gibt sie, die Freundschaft, die Gerech- tigkeit und die Liebe. Auch für diejenigen, die nicht ins Raster passen. Maike Schade AB 15. FEBRUAR USA 2017, 123 Min.; R: Guillermo del Torro; D: Sally Hawkins, Richard Jenkins, Michael Shannon, Octavia Spencer. ★★★★★ Das Flüstern des Wassers: Mit einem genialen Genre-Mix aus Märchen, Monsterthriller und Film Noir erzählt Guillermo del Toro eine zauberhafte, magische Liebesgeschichte hamburg: pur Aktion! Für eine exklusive Preview am 13.2.18, 20 Uhr, im Abaton Kino verlosen wir 40x2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur:water“ an pur-verlosung@vkfmi.de Einsendeschluss: 11.2.18 SHAPE OF WATER EINFACH MAGISCH

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