Februar 2018
34 THEATER Foto: Marie Liebig Foto: Niels-Peter Rudolph Foto: Oliver Fantitsch (Szene aus Plattdütsch) Foto: Armin Smailovic Der haarige Affe Frank Castorf kehrt an das Hamburger Schauspielhaus zurück! Im Gepäck: Eugene O’Neills Stück „Der haarige Affe“ aus dem Jahr 1921. Die Kombina- tion verspricht nicht zuletzt von der Besetzung mit Kraftprotz Charly Hübner theatral gewaltig zu werden. Der Heizer Yank trifft auf einem Luxusdamp- fer, auf dem er angeheuert hat, auf die schöne und vermögende Mildred Douglas, eine Begegnung, die einen Strudel an Gefühlen auslöst. Yank, der vorher von Technik und Fortschritt fasziniert war, fühlt sich angesichts der Millionärstochter minderwertig. Plötzlich werden Fragen der Klasseniden- tität für ihn zum Problem. Welche Rolle in einer Klassengesellschaft will er spielen? Was heißt Integration eigentlich? In New York geht er von Bord und macht sich auf die Suche nach seiner Rollenidentität und nach einem Platz in der Gesellschaft. (mae) AB 17. FEBRUAR Schauspielhaus; www.schauspielhaus.de Der Sturm Noch ein Highlight: Regisseurin Jette Steckel inszeniert am Thalia Theater Shakespeares „Der Sturm“. In William Shakespeares letztem Stück geht es um Fragen der Macht und des Herrschens: Gibt es eigentlich Macht, die Gutes erschafft? Vor allem dann, wenn ein Geistesmensch die Geschicke der Macht in seine filigranen Hän- de nimmt? Ein idealistisches Ge- dankenexperiment, bei dem die Regisseurin Steckel mit Altmeis- ter Shakespeare gemeinsam zeigt, dass dieses Vorhaben trotz bester Vorsätze scheitern kann, eine Welt besserer Verhältnisse zu schaffen. Shakespeare inszeniert dies in sei- nem Stück „en miniature“ auf einer einsamen Insel, auf der es durch Sturm und Schiffbruch anschlie- ßend zum Clash sozialer Klassen und Kulturen kommt. Unbedingt sehenswert! (mae) AB 24. FEBRUAR Thalia Theater; www.thalia-theater.de Schwester Richmute Das Dasein ist Schmerz, so lautet die fünfte von sechs humanistischen Unter- weisungen, die die die Krankenschwester Schwester Richmute ihrem Audito- rium im Lichthof verabreicht. Motto: „Divinum est sedare dolorem“. Die multi- mediale Zaubershow hat die Bühnenbildnerin Silke Rudolph in Anlehnung an den antiken Botenbericht rund um Störungen unserer Realität verfasst. Nicht nur um den körperlichen Schmerz drehen sich ihre Vermessungen des Schmer- zes, sondern auch um den puren Schmerz des Daseins. Für alle Avantgardis- ten, Heidegger-Liebhaber, Performancefreunde und Melancholiker ein intel- lektuell-sinnliches Vergnügen, das nicht nur Schmerz durch die Nervenbahnen der Zuschauer leitet, sondern selbstverständlich auch multimediale Tricks der Schmerzbewältigung offeriert. Das Auditorium darf gespannt sein und auf Kat- harsis hoffen. (mae) Allens Düütsch – oder wat? Wenn es um die Beschreibung von Nationalitäten geht, werden oft – ratzfatz – Klischees und vorgefertigte Bilder herangezogen, Schubladen auf und zu gemacht. Diese Verallgemeinerungen greift das Stück „Was ist typisch deutsch?“ im Ohnsorg Theater mit viel Humor auf und widerlegt sie durch den Einzelfall. Eine Multi-Kulti-Wohngemeinschaft wird aufgrund eines Formfehlers von der Wohnungsgenossenschaft als Familie eingestuft. Als der pedantische Prüfer vorbeikommt, um sich zu überzeugen, dass die Angaben der Wahrheit ent- sprechen, spielen der Syrer Tarik, die Französin Virginie, der Italiener Enzo und der Wiener Rudi eine perfekte deutsche Familie. Aber wie genau geht das eigentlich? Vor allem, wenn auch noch der Nachbar ständig auftaucht, der diese zusammengewürfelte und so wenig deutsche WG auf dem Kieker hat ... Das Stück wird in Platt- und Hochdeutsch aufgeführt. (hed) AB 25. FEBRUAR Ohnsorg-Theater; www.ohnsorg.de
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