Februar 2018
10 Die schottischen Indie-Popstars haben sich gezielt auf links gedreht. Ein Gespräch mit Sänger Alex Kapranos über die Neuerfindung und den Sound von „Always Ascending“, dem aktuellen Album der Band. Musik Foto: David Edwards „Wir wollten aufnehmen wie Elvis “ FRANZ FERDINAND wie so vieles andere gegenwärtige Zeug. Eher wie die Vergangenheit – natürlich nicht unse- re eigene. Das musst du erklären. Es geht um die Aufnahmemethoden. Wir ha- ben eine rohe Live-Band-Performance in den Vordergrund gestellt. Bei uns wurde nichts programmiert, auch nicht die Synthie-Sounds – das haben wir alles selbst gespielt. Wir waren alle in einem Raum, auch ich zum Singen. Hat schon Elvis Presley so gemacht. Wir wollten also aufnehmen wie Elvis, aber immer noch in 2018 passen. Rund um die Aufnahmen von „Always Ascen- ding“ habt ihr zudem viel Zeit mit Sam Potter (ehemals Sänger bei Late Of The Pier; Anm. d. Red.) verbracht und euch darüber ausge- tauscht, was Drogen mit einem machen und wie man Musik produzieren könnte, die sich für den Hörer anfühlt wie ein Rausch. Welche Ergebnisse haben die Gespräche gebracht? Sam ist ein guter Freund von uns. Worüber wir tatsächlich viel gesprochen haben, waren psy- chedelische Erfahrungen und die Zeit, in der man diese noch nicht gemacht hatte und sich nur vor- stellen konnte, wie sie sich wohl anfühlen wür- den. Ich spreche da über die frühen Teenager- jahre. Da überlegte man ja oft: Wie fühlt sich Romantik an? Wie Sex? Wie Drogen? Wie der Sieg bei einem wichtigen Fußballspiel? Wie ein Rockstardasein? Mit Sam kamen wir zu dem Fazit, dass die Vorstellung dieser Erfahrungen viel intensiver waren, als die Erfahrungen selbst. Naivität und Vorstellungskraft sind zusammen extrem stark. Woher kommt eigentlich der Hang zum Rausch- haften? Ach, wir sind doch alle auf der Suche nach Sti- mulation. Wir wollen uns aus unserer Alltagspo- sition herausheben. Wir streben danach, etwas zu finden, das uns tief berührt. Es geht darum, einen anderen Bewusstseinszustand zu errei- chen. Das kann u.a. durch ein Konzert gelingen. Speziell Musik mit seinen widerkehrenden Ele- menten kann in dieser Hinsicht viel bewirken. Interview: Erik Brandt-Höge „Always Ascending“ erscheint am 9.2. (Domino/ Goodtogo) 1. MÄRZ 20:00 Uhr; Mehr! Theater Alex Kapranos, fürs neue Album seid ihr in den einsamen Westen Schottlands gezogen. Es heißt, ihr hättet euch gezielt isoliert und nur auf die Ge- sellschaft von Bobs (Bassist; Anm. d. Red.) Hund gesetzt, als ihr an den Songs gearbeitet habt. Alex Kapranos: Der Hund hat unser Leben gerettet (lacht). Kleiner Tipp an alle Musiker, die sich für ihre Arbeit mal abschotten wollen: Nehmt einen Hund mit! Er wird dafür sorgen, dass alle freund- lich zueinander bleiben. Wo und wie genau habt ihr gewohnt? Wie muss man sich euer Arbeitsleben in der Einöde vor- stellen? In einem Haus mit integriertem Studio, ungefähr eine Autostunde südlich von Glasgow. Anfänglich haben wir nur gesprochen, über Ideen und Ziele. Dann haben wir geschrieben, gespielt, vieles neu gelernt. Man kann es wirklich so sagen: Wir hat- ten uns vorgenommen, eine neue Band zu werden. Was bedeutete das denn konkret? Wir wollten Musik erschaffen, die nicht klingt
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