hamburg:pur Januar 2025

Foto: Nassia Stouraiti Foto: LIU Dali THEATER LESSINGTAGE Perspektiven für Toleranz und Verständigung Unter demMotto „Fantasies of another life“ halten im Rahmen der Lessingtage am Thalia Theater Beiträge aus acht Ländern den Nöten und Widrigkeiten unserer gegenwärtigen Welt die Kraft der Imagination entgegen Sehnsucht nach der Heimatsonne: „Taverna Miresia“ aus Griechenland bei den Lessingtagen Satirischer Trip in die Zukunft: „Die Wanze“ aus China Gotthold Ephraim Lessings Dramenfigur „Na- than der Weise“ erklärte 1779 die Toleranz gegenüber Andersdenkenden zumwichtigsten Gut der Aufklärung und des Humanismus. Weil sie vor Fanatismus, Rassismus und Populis- mus schützt, ist Aufgeschlossenheit allerdings auch in unserer Gegenwart unverzichtbar. Wie aber werden Toleranz und Verständigung zwi- schen verschiedenen Kulturen und Religionen in Zeiten verhärteter Fronten möglich? Seit 2010 treten die Lessingtage am Thalia Theater alljährlich in die Fußstapfen ihres namensge- benden Dichters und Denkers, indem sie Über- legungen zu dieser Frage anstellen. Die 16. Lessingtage, die zum letzten Mal unter der Ägide des scheidenden Intendanten Joachim Lux im gewohnten Format stattfin- den, bringen wieder internationale Theaterpro- duktionen in die Hansestadt. Die künstleri- schen Positionen kommen aus acht Ländern, darunter sind China, die Ukraine und der Iran. Das Festival-Motto „Fantasies of another life“ verbindet alle Projekte: „Die Kunst erspürt die Poesie hinter der (individuellen) Geschichte und setzt sich mit der Kraft von Fantasie und Imagination der Wirklichkeit entgegen oder so- gar über sie hinweg“, erklärt Lux. So erzähle die Kunst von dem, was die Menschen trotz aller Nöte und Widrigkeiten umtreibe, „näm- lich alternative Wirklichkeiten zu imaginieren“, Visionen eines besseren Lebens. Passend zumPrinzip Hoffnung hält die Klima- expertin und Tiefseeforscherin Antje Boetius die Festival-Eröffnungsrede und denkt, aus- gehend von dem Lessing-Vers „Freund, komm mit mir aufs Meer“, öffentlich über Utopien für das Zusammenleben nach. Auch das erste von neun Gastspielen setzt sich mit einer uralten Utopie auseinander: Die Deutschlandpremiere „Works and Days“ aus Antwerpen fahndet nach einer Möglichkeit, die Menschen wieder mit den Zyklen der Natur in Einklang zu bringen. Um die Suche nach einer Identität indes geht es in dem Stück „Taverna Miresia“ von Mario Banushi, das aus Athen ins Thalia Gaußstraße kommt und die persönlichen Erfahrungen des Regisseurs als albanisches Einwandererkind in Griechenland verarbeitet. In einer fremden Welt muss sich auch der Pro- tagonist des chinesischen Gastspiels „Die Wanze“ zurechtfinden, denn er wird in die Zukunft versetzt und dort als Unikum im Zoo ausgestellt. Eine Frau, die sich in einer Män- nergesellschaft behauptet, steht im Zentrum von „Underground Girls“ aus dem usbekischen Taschkent, wo der polnische Regisseur Jakub Skrzywanek den Freiheitskampf der Schau- spielerinnen in das Projekt einband. In der Regie von Stefan Bachmann, demDirektor des Wiener Burgtheaters, unternimmt das Stück „Akıns Traum“ eine Zeitreise durch das Osma- nische Reich, während die Mehr Theatre Group aus Teheran mit „Blind Runner“ von einer Flucht durch den Kanaltunnel nach England erzählt. Von dort reist die AkramKhan Company nach Hamburg: In dem Tanztheaterstück „Jungle Book reimagined“ wird das Dschungelkind Mogli, das hier ein Mädchen ist, in eine apo- kalyptische Welt versetzt. „How Goes The World“ fragt schließlich der britische Regisseur Tim Etchells, der sich in seiner Arbeit mit den Mechanismen des Theaters befasst und sich nun nahezu wortlos den Gegenständen sowie Geräuschen zuwendet, die Bühne und Welt beherrschen. Im Rahmen der Lesungen, die neben Schauspiel, Solo-Performance (Ivan Estegneev: „Die Trauer des Dämons“), Vor- trägen und Gesprächen zum Programm der Lessingtage gehören, liest etwa der Burg-Mi- me Michael Maertens aus Briefen, die der Pu- tin-Kritiker Alexej Nawalny im Gefängnis schrieb. ZumAbschluss des Festivals wird die „Lange Nacht der Weltreligionen“ begangen, deren Thema lautet: Religion und Weiblichkeit. Text: Julika Pohle 15. JANUAR BIS 2. FEBRUAR 2025; Thalia Theater 10 Foto: Sinje Hasheider Foto: Oliver Look THEATER Annas Slaapstuuv – Entführung auf Bestellung Enthüllungen im Schlafzimmer Der Bürgermeister einer Klein- stadt erregt mit seiner rassis- tischen Aussage Aufmerk- samkeit: Man solle illegale Einwanderer in Hasenkostüme stecken, so hätten Jäger Übungsobjekte. Überrascht, dass seine politische Karriere trotz der- artiger Äußerungen nicht wirklich Fahrt aufnimmt, lädt er zu Silves- ter gewichtige Gäste in sein Haus, von denen er sich Unterstützung erhofft. Nicht zu vermeiden ist indes die zeitgleiche Anwesenheit seiner Mutter, seiner Ehefrau, seiner Geliebten sowie eines eben- falls nicht geladenen Einbrechers. Geplante und unabwendbare Be- gegnungen finden sämtlich in einem Zimmer statt: in „Annas Slaap­ stuuv“ (im hochdeutschen Original „Das Schlafzimmer von Alice“, der Gattin). Der großartige Autor Ulrich Hub liefert eine urkomische Steilvorlage für ein bestens organisiertes Tohuwabohu, das in die- sem Fall Regisseur Ekat Cordes auf der Bühne arrangiert. (def) 12. JANUAR (PREMIERE), 14., 15., 17.–19., 21.–26., 28.–30. JANUAR UND WEITERE TERMINE; Ohnsorg-Theater Das Tagebuch der Anne Frank Zwei Jahre der Hoffnung und Angst Am 15. April 1945 befreiten Kanadier und Briten das niedersächsi- sche KZ Bergen-Belsen. Nur wenige Wochen zuvor war Anne Frank dort gestorben. Die Fünfzehnjährige hatte so sehr gehofft, doch noch gerettet zu werden. Journalistin oder Schriftstellerin wollte sie werden. Während der zwei Jahre, in denen sie sich mit ihrer Fa- milie und vier weiteren jüdischen Bekann- ten in einem Amsterdamer Hinterhaus verstecken musste, schrieb sie Tagebuch. Ihm gab sie den Namen Kitty, denn so konnte sie ihrer imaginären Freundin auch intime Dinge anvertrauen. Längst ist „Das Tagebuch der Anne Frank“ Welt- literatur, seit 2009 auch Weltdokumen- tenerbe. 80 Jahre nach ihrem Tod erinnert ein weiteres Bühnenwerk an ihr Schick- sal: Der Wiener Regisseur Michael Scha- chermaier schrieb eine eigene Stück­ fassung und inszeniert diese mit einem achtköpfigen Ensemble. (def) 18. JANUAR (PREMIERE), 22.–24., 28.–31. JANUAR UND WEITERE TERMINE; Altonaer Theater 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN BLANKENESE 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN BERGEDORF 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN HARBURG 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SPEICHERSTADT HAFENCITY 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SCHANZENVIERTEL 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN ST. GEORG 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN ALTONA OTTENSEN 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN WILHELMSBURG EIN PRODUKT DER www.genusstouren-hamburg.de powered by JETZT TOUR BUCHEN! 44, € NEU! Entdeckt und erschmeckt Hamburg!

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