hamburg:pur Januar 2023

Foto: Dominik Odenkirchen THEATER DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS „Wie viel Diktatur brauchenwir, um als Menschheit zu überleben?“ wir auch überlegen, ob man diese Freiheiten dafür aufgeben oder einschränken müsste. Aber die Leute drehen ja schon durch, wenn die „Letzte Generation“ sich auf Straßen und Rollfelder klebt – wozu sie aus meiner Sicht jedes Recht hat. Ich habe drei Kinder, ich denke in deren Lebenszeit und der deren Kinder. Wenn sie alt sind, sollen sie nicht sagen: Die Generation meines Vaters hat es verkackt und diesen Planeten in einem schrecklichen Zu­ stand hinterlassen. Wartet das Stück mit einer Perspektive auf, wie viel Maßregelung wir brauchen, um unse- ren Kindern das Überleben zu sichern? Das Stück beleuchtet viele Sei­ ten, sodass die Zuschauer und Zuschauerinnen sich im besten Fall selber eine Meinung bilden – in der Art, wie die Figuren ge­ zeichnet sind, was im Text zu fin­ den ist sowie an Dingen, die man so oder so sehen kann. Der Abend entlässt das Publikummit der Aufgabe, nachzudenken, einen Standpunkt zu finden. Das ist Teil dessen, was Theater soll. Sie haben als Bühnenbildner am Theater begonnen, gestalten Sie die Ausstattung auch in „Der lange Schlaf“? Ja, gemeinsam mit meiner Mit­ arbeiterin Franziska Harms. Ich denke Stücke immer stark in Räumen. Außerdem ist es ein natürliches Miteinander, ein Pro­ zess, in dem ich das eine gar nicht vom anderen trennen kann. In unterschiedlichen Lebens- phasen konzentrierten Sie sich auf verschiedene Genres – Vi- deoclips, Kinofilme, Opern … Es steckt kein strategischer Plan dahinter. Ich habe früh im Thea­ ter angefangen, mit 22 war ich ein imBeruf stehender Bühnen­ bildner. Mit Ende 20 dachte ich, das kann es nicht sein für den Rest des Lebens. Musikvideos beispielsweise sind eine Erzähl­ form, die auch mit Träumen, Bildern, Farben und Energie zu tun haben. Jetzt gehe ich so­ zusagen zurück zum Theater. Was dieses unmittelbare Medium am besten kann, ist, Ge­ schichten erzählen. Einfache Geschichten, die das Publikum hoffentlich eine Katharsis er­ leben lassen und nach dem Theaterabend als etwas andere Menschen ausspucken. Interview: Dagmar Ellen Fischer 20. JANUAR (PREMIERE), 24. JANUAR UND WEITERE TERMINE; Deutsches Schau- spielhaus weil unser Planet kaputt ist. Dann kommt je­ mand auf die Idee: Wir pumpen dieses Gas in die Atmosphäre. Das ist einerseits eine tolle Heil-Idee, gleichzeitig eine wahnwitzige Ver­ gewaltigung: Alle schlafen, auch jene, die gar nicht wollen. Mit unbekannten Folgen! Ich finde das sehr interessant, weil es die Grundfrage stellt, wie viel Zwang, wie viel Diktatur brau­ chen wir, um als Menschheit zu überleben? Wie würden Sie diese Frage beantworten? Unsere demokratische Gesellschaft setzt stark auf Individualismus. Viele denken, jeder habe das Recht auf ein Ferienhaus auf Mallorca und müsse da jedes Wochenende hinfliegen. Nur: Wenn wir an unser Überleben denken, müssen In der deutschsprachi- gen Erstaufführung von „Der lange Schlaf“ soll ein globaler Ganzjahres- schlaf den Kollaps des Planeten verhindern. Philipp Stölzl – bekannt durch seine Kinoerfolge „Der Medicus“ und „Ich war noch niemals in New York“ – inszeniert erst- mals an der Kirchenallee Philipp Stölzl, „Der lange Schlaf“ heißt im englischen Original „Hibernation“ („Winter- starre“) und entwirft eine eigenwillige Vision: Alle Menschen werden für ein Jahr in künst- lichen Schlaf versetzt, damit unser Planet sich erholen kann. Haben Sie sich das Stück selbst ausgesucht? Philipp Stölzl: Ja, hab’ ich. Wir sichteten viele Stücke, auch Klassiker, dann habe ich dieses Stück entdeckt, das bisher nur in Australien gezeigt wurde. Mich hat es sofort begeistert, weil es von einer tollen Prämisse ausgeht. Man sucht immer die Relevanz: Warummacht man welches Stück zu welcher Zeit? Mir geht es wie vielen von uns: Die Herausforderung des Kli­ mawandels ist die drängende Frage unserer Zeit, gerade wenn man Kinder hat. Und es ist gar nicht so einfach, darüber etwas im Theater zu erzählen. Dieses Stück mit seiner großen Metapher und den Fragestellungen ist total heutig. Der australische Autor Finegan Kruckemeyer schrieb das Drama nach der Erfahrung des ersten Lockdowns … Es ist Dystopie, Utopie und Diskurs zugleich: Wissenschaftler entwickeln ein Schlafgas für lange Raketenreisen, um zu anderen Planeten zu fliegen und neue Lebensräume zu finden, 20 Foto: Fabian Schellhorn THEATER TheWanderers Brooklyn in den 1970er-Jahren. In diesem dicht be- siedelten Stadtbezirk von New York City leben viele Menschen jüdischen Glaubens. Zu ihnen gehören Esther und Schmuli, die sich kaum kennen, deren arrangierte Ehe – so ist es Tradition – dennoch kurz bevorsteht. Zeitsprung, dieselbe US-amerikanische Stadt, die gleiche jüdische Gemeinde heute: Sophie und Abe haben freiwillig geheiratet, sind deutlich weniger in der Religion verwurzelt, können sich den konventionellen Erwartungen trotzdem nicht entzie- hen. Welche Ehe hat eine Chance und erlaubt beiden Partnern, glücklich zu werden? Diese Frage stellt sich die preisgekrönte Autorin Anna Ziegler in ihrem jüngs- ten Stück „The Wanderers“. Wandern, bewegen ist unerlässlich, um sich aus dem behüteten Leben in einer Community und den zugedachtenGeschlechter- rollen zu befreien. (def) 19. JANUAR (PREMIERE), 20.–22., 24.–29. JANUAR und weitere Termine; Ernst Deutsch Theater Der Geschmacksträger für Hamburg Anonym.Kritisch.Unabhängig www.genussguide-hamburg.com ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.35 2022/2023 |€14,80 ISBN978-3-946677-78-9 Durchhalten! Corona,Krieg, Kosten:Gastroam Scheideweg? 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