hamburg:pur Januar 2023
Foto: Bokeh Foto: Heartphones PARTY KOPFHÖRERPARTY Paralleles Mitsingen Die Partyreihe Heartphones feiert 2023 ihr Zehnjähriges. Für Gründer Christian Wagner ist nach Silvester jedoch Schluss. Ein Gespräch über Nachfolge, Highlights der vergan- genen Jahre und warum die Tanzfläche überall ist meiste Arbeit übernommen. Sei es die Werbung, das eigentliche Auflegen oder die Organisation eigener Partyreihen wie die Afterwork Party im Cascadas. Sie brennen noch und haben viele Ideen. Wie bist du damals auf die Idee gekom- men? Ich lege schon auf seit ich 18 bin und habe irgendwann mal für einen Club in meinem Heimatort nach Partykonzepten ge- schaut. Aus Zufall hatte ich einen Fern- sehbericht über Kopfhörerpartys gesehen und es 2011 einfach ausprobiert. Die Gäste haben es auf Anhieb geliebt und auch als DJ war es eine ganz andere und erfri- schende Art aufzulegen. 2012 bin ich zum Arbeiten nach Hamburg gezogen und ich hatte das Glück im Molotow regelmäßig auflegen zu dürfen. Da meine Partyreihe erfolgreich war, durfte ich die Kopfhörer- party auch mal ausprobieren. Lustiger- weise wohnte der Vermieter der Kopfhö- rer direkt hinter dem Molotow. Bis dahin hatte er die Kopfhörer deutschlandweit versandt, für Hamburg gab es aber noch keine Interessenten. Auf demReeperbahn Festival 2013 durften wir dann die erste Kopfhörerparty testen. Damals hatte ich noch Anni von Lost in Music mit dabei. Welche Highlights der letzten zehn Jahre fallen dir spontan ein? Wir hatten im alten Molotow 2013 gerade drei Partys veranstaltet, als der Laden plötzlich schließen musste. Das war natürlich ein Schock. ZumGlück war das Knust so lieb, uns aufzunehmen. Und nachdem das Molotow eine neue Heimat Christian, warum hörst du auf? Christian Wagner: Ich bin diesen Sommer 40 geworden und man muss irgendwann den Absprung finden. Während der Coro- na-Zwangspause bin ich Vater geworden und merke, umwie vieles die Wochenen- den wichtiger werden. Außerdem altert das Publikum nicht wirklich mit. Viele der Freunde und Stammgäste sind mittler- weile keine Clubgänger mehr. Und es fällt mir immer schwerer, mich in aktuelle Mu- sik reinzuhören und Gefallen daran zu fin- den. Natürlich gibt es immer noch Perlen, aber ich habe für mich gemerkt, dass es fürs Auflegen nicht mehr reicht und ich möchte nicht der alternde DJ sein, der nur noch über den Musikgeschmack der Jugend schimpft. In welche Hände gibst du die Party? Der Vorteil an Heartphones ist, dass ich dafür in den letzten Jahren eine kleine Gruppe an DJs aufgebaut habe, die auf die verschiedenen Kanäle aufgeteilt wer- den. Einige davon sind schon fast seit Anfang an dabei und um ehrlich zu sein, haben sie auch in den letzten Jahren die 10 PARTY gefunden hatte, konnten wir dann zwei Locations bespielen und sehr schnell auch noch Partys auf der MS Hedi ma- chen. Zu sehen, wie aus einer kleinen Par- tyreihe irgendwann mal so etwas Großes wird, und wir zum Einlass im Knust un- glaublich lange Schlangen hatten, hat uns schon ein wenig stolz gemacht. Seit ein paar Jahren haben wir auch die Ehre, ab und zu im Bucerius Kunst Forum Partys zu bestimmten Ausstellungen machen zu können. Das ist schon cool zu sehen, wenn Leute durch die Ausstellungsräume wandeln und dabei tanzen. Hat sich das Publikum in den letzten Jahren verändert? Wir sind in Indieclubs großgeworden, in- sofern war unser Publikum anfangs doch eher rocklastig. Durch die Aufteilung auf mehrere Kanäle und Musikgenres wurde es heterogener. Was schon immer auf- fällig war, ist der höhere Frauenanteil. Wir führen natürlich kein Buch darüber, aber laut Facebook sind unsere Follower zu 72 Prozent weiblich. Wahrscheinlich wurden die meisten Gäste irgendwann von ihren Freunden überzeugt mitzukommen und so sind wir durch Mundpropaganda groß geworden. Gerade Studentengruppen wie die Erasmus-Studenten sind damals im- mer zu uns geschleppt worden und viele waren für ihre Zeit in Hamburg Stamm- gäste. Nach den zwei Jahren Corona-Pau- se müssen wir uns jetzt die Stammgäste wieder erarbeiten. Natürlich kommen noch viele von früher, wir merken aber, dass viele Gäste zum ersten Mal auf unse- ren Partys sind. Was braucht man konkret, um eine Kopf- hörerparty zu starten? Man braucht passende Funkkopfhörer und Sender, die man an die DJ-Pulte anschließt. Ansonsten ist der Aufwand relativ gering und das Gute ist, man kann die Party überall machen. Auf den Kopf- hörern können die Gäste dann jeder für sich je nach Party zwischen zwei und drei Musikkanälen wählen. Auf der Bühne legen dann DJs nebeneinander auf. Es hören also nicht alle das Gleiche? Die Gäste hören immer die Musik des Ka- nals, den sie gerade ausgewählt haben. Von außen kann man auch farblich sehen, ob jemand blau, rot oder grün hört. Wer keinen Bock auf einen Song hat, wählt einen anderen Kanal aus und kann dabei für sich die passende Lautstärke wählen. Wir haben mit Indie und Rock angefangen und irgendwann noch Pop und HipHop dazu genommen. Mittlerweile ist unsere Standardaufteilung auf einemKanal Indie und Rock, auf dem zweiten Kanal Pop, HipHop und Gemischtes und auf dem drit- ten 80er und 90er. Gibt es Songs, die über Kopfhörer be- sonders gut funktionieren? Letztendlich sind Kopfhörerpartys wie jede andere Partyreihe auch. Man braucht die passenden DJs und Musik für das richtige Publikum und die richtige Loca- tion. Ich glaube, auf allen Aida-Schiffen findet mittlerweile einmal pro Fahrt eine Kopfhörerparty statt. Da gibt es dann einen reinen Schlagerkanal. Passt sicher- lich für die Location und das Publikum, für uns wäre das aber nicht denkbar. Auf einer normalen Party verlassen vielleicht einige Gäste mal die Tanzfläche, wenn ihnen ein Song nicht gefällt, bei uns kön- nen sie einfach den Kanal wechseln. Das führt dazu, dass bekanntere Songs bes- ser funktionieren als unbekannte. Gleich- zeitig können wir uns als DJs aber auch rausnehmen, ein paar verkannte oder neue Songs zu spielen, ohne Angst haben zu müssen, damit automatisch den Dancefloor zu leeren. Zu welchen Situationen führt das? Bei uns kommen die Gäste zumGlück im- mer sehr früh auf die Partys und fangen sofort zu tanzen an. Wir müssen nicht war- ten, bis der Club sich füllt und sich die ersten Mutigen auf die Tanzfläche trauen. Da man mit den Kopfhörern überall Emp- fang hat, verteilt sich die Tanzfläche so- wieso und schnell tanzen die Gäste im ganzen Laden. Ansonsten gibt es keine Hintergrundmusik, was bei vielen die Vor- stellung erweckt, dass es eine sehr leise Party sein müsste. Die Gäste fangen aber irgendwann an mitzusingen und jeder kennt den Effekt, wenn man mitsingt und sich selbst dabei nicht hören kann. Das ist sicherlich der schönste Aha-Moment für neue Gäste. Wenn auf einmal zwei oder drei Songs parallel mitgesungen werden und alle Gäste ein Lächeln auf den Lippen haben. Was plant ihr Silvester und im Januar? Seit 2016 machen wir im Knust traditio- nell die Kopfhörerparty an Silvester. Die letzten zwei Jahre mussten ja ausfallen. Musikalisch machen wir diesmal eine Zeitreise, da gibt es auf einemKanal 50er bis 70er, auf dem zweiten 80er und 90er und auf dem dritten 2000er bis aktuell. Vorteil ist dabei, dass wir auch Songs spielen, die irgendwo zwischen den Genres sind und sonst vielleicht verges- sen werden. Am 28. Januar geht es weiter im Knust. Generell hat sich das Heart phones-Team einiges für 2023 vorgenom- men, mit einer coolen neuen Location in Hamburg, mehreren kleinen Partys auf der MS Hedi und neuen DJs. Interview: Ole Masch heartphones.net TICKETS UNTER WWW.S-PROMOTION.DE sowie an allen bekannten VVK-Stellen TICKETHOTLINE 06073 722-740 26.05.23 HAMBURG BARCLAYS ARENA Foto: Sebastian Konopix 26.03.23 HAMBURG BARCLAYS ARENA DIE BESTEN RESTAURANTS DER STADT PRIMAPINTEN KULTIGEKNEIPEN, WEINLÄDENUND TOP-BRAUEREIEN STARSAMHERD TESTSIEGER, NEWCOMERUND GEHEIMTIPPS DERKIEZKOCHT DIEGEILEMEILE KANNAUCH LECKER I N A T K 1 SZENEHAMBURGSPEZIAL ESSEN+TRINKENTOPTEN2023 €8,50 ISBN978-3-946677-82-6 SPEZIALNR.3 2023 |8,50 4 193232 308504 SPEZIAL 001_ET_Titel-TT_22 1 09.12.2022 11:49:19 Jetzt im Handel oder online über shop.szene-hamburg.com 11
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