Januar 2020

37 KRITIKEN Foto: Universum Film Foto: Royalty Holdings LLC Foto: Universal Pictures and Storyteller Distribution Allem Anschein nach hat Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) seinem Leben kurz nach seinem 85. Geburtstag selbst ein Ende gesetzt. Nichts- destotrotz tauchen in seiner Villa zwei Polizisten und der anonym engagierte Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) auf. Großes Interesse zeigen die Er- mittler schon bald für Harlans Pflegerin Marta Cabrera (Ana de Armas), die sich immer dann, wenn sie lügt, übergeben muss. Mit „Knives Out – Mord ist Familiensache“ gelingt Rian Johnson („Star Wars: Die letzten Jedi“) ein tempo- und wendungsreicher Krimispaß, dessen nam- haftes Ensemble mit sichtbarer Spielfreude zu Werke geht. Der Regisseur ver- neigt sich einerseits vor den Meistern des Genres, baut in seinen clever kon- struierten Plot aber auch witzige Metakommentare und gesellschaftskritische Untertöne ein: Er präsentiert eine verlogene, sich verzweifelt an ihren Wohl- stand klammernde Sippschaft, in der Heuchelei, Rassismus und Egoismus gang und gäbe sind. (cd) AB 2. JANUAR USA 2019; 131 Min.; R: Rian Johnson; D: Daniel Craig, Chris Evans, Ana de Armas ★★★★★ Die gute alte Bonnie & Clyde-Story aus afroameri- kanischer Sicht zu erzählen und mit dem Problem des institutionellen Rassismus zu verknüpfen: Das ist der interessante und mutige Ansatz, den Regis- seurin Melina Matsoukas in ihrem Kinodebüt ver- folgt. Erzählt wird die Geschichte der Anwältin Queen und ihrer Online-Bekanntschaft Slim, die nach ihrem ersten Date in eine Polizeikontrolle geraten. Wegen einer Lappalie wird Slim aus dem Auto gezerrt und gefilzt, es kommt zum Handgemenge. Die Lage es- kaliert, als Queen ihr Handy zückt, um zu filmen, wo- raufhin der Polizist auf sie schießt. Slim gelingt es, die Waffe an sich zu bringen – und den Cop in Notwehr zu töten. Eine abenteuerliche Flucht beginnt ... Die Story ist simpel: Zwei britische, während des Ersten Weltkriegs in Frankreich stationierte Solda- ten müssen einem anderen Bataillon eine Nachricht bringen – und dafür zu Fuß das Gebiet der feind- lichen Deutschen durchqueren. Schaffen sie es nicht bis zum nächsten Morgen, werden 1.600 Männer sterben. Alles andere als simpel ist aber die Form, in der Sam Mendes („James Bond – Skyfall“) diesen Kriegsfilm insze- niert hat: Gefühlt gibt es nur einen ein- zigen Schnitt. Dieser Film setzt neue Maßstäbe, vor allem, was die Kameraar- beit von Roger Deakins („Blade Runner 2049“) betrifft. Der Zuschauer begleitet das Duo quasi als dritter Mann. Die Kamera folgt ihm erst durch die Schützengräben, dann durch das mit tiefen Bombenkratern, Lei- chen und kaputten Kampfgeräten über- säte Niemandsland weiter aufs deutsche Gebiet, durch das sie in Todesangst het- Knives Out – Mord ist Familiensache Queen & Slim 2 TIPPS 1917 zen. Obwohl die Kulisse teilweise theatralisch wirkt, saugt der Film einen doch auf beängstigend reale Weise in jenen 6. April 1917. (sh) AB 16. JANUAR GB/USA 2019; 110 Min.; R: Sam Mendes; D: George MacKay, Dean-Charles Chap- man, Mark Strong ★★★★★ Matsoukas bettet ihr Drama in erlesene Hochglanz- bilder. Sehr überzeugend agieren die Hauptdarstel- ler Jodie Turner-Smith und Daniel Kaluuya, die den Film mit ihrer kraftvollen Präsenz auch über die eine oder andere dramaturgische Fragwürdigkeit hinweg- tragen. (kj) AB 9. JANUAR KAN/USA 2019; 132 Min; R: Meli- na Matsoukas; D: Daniel Kaluuya, Jodie Turner- Smith, Bokeem Woodbine ★★★★ ★ BEST OF 2019 Guten Film in 2019 verpasst? Macht nichts. Das Metropolis Kino zeigt einige Film-Highlights im Januar. Los geht es an Neujahr mit Martin Scorceses großartigem „The Irishman“ (19.15 Uhr), gefolgt von Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ am 2. Januar (19 Uhr). Wei- tere Highlights: „Christo – Walking on Water“, „The Sisters Brothers“, „Free Solo“, „All My Lo- ving“, „Die Maske“, „Anderswo. Allein in Afrika“ und „Das melancholische Mädchen“. (mas) Metropoliskino.de, diverse Termine SPELUNKENKINO Der Hafenbahnhof verwandelt sich wieder ins SpelunkenKino: In uriger Kneipenatmosphäre zeigt Filmaltonale-Kuratorin Julia Meyer-Grieben zur Location passende Filme. Im Januar: „Töd- liches Comeback“ von Hermine Huntgeburth, eine feine Hamburger Gaunerkomödie, unter anderem gedreht in Altona und Wilhelmsburg. Eintritt frei. (mas) 15. JANUAR Hafenbahnhof, 20 Uhr

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