Januar 2020

36 FILM beispielsweise als 17-Jähriger für die amerika- nischen GIs in der libyschen Wüste trommelte, bis hin zu jenem großen Auftritt in Hamburg und dem bahnbrechenden Album „Andrea Doria“, mit dem er 1973 den großen Durchbruch schaffte. Er selbst, so behauptet er zumindest am Schluss des Films, hat nie daran gezweifelt, dass er ir- gendwann erfolgreich sein würde. Ganz im Ge- gensatz zu seinem Vater (stark: Charlie Hübner), einen Klempner, der ihm einbläute: Aus einem Lindenberg wird nie etwas. Doch Udo, das wissen wir, kennt keine Panik. Sondern macht Schritt für Schritt auf sein Ziel zu, vor Leben sprühend, leidenschaftlich, auf seine ganz eigene Art und Weise. Das ist ihm besonders wichtig: „Ich will nicht sein wie die Tröten, die alle den gleichen Sound haben“, sagt er einmal im Film. Er will Rock machen, und zwar auf deutsch – in einer Zeit, in der alle schon beim Gedanken daran krause Nägel bekommen. Die Wahlhamburgerin Hermine Huntgeburth erzählt in „Lindenberg! Mach dein Ding!“ die Geschichte Udo Lindenbergs vor seinem großen Durchbruch – Rock’n’Roll und Leidenschaft im St. Pauli der frühen 1970er Jahre Foto: DCM Filmdistribution Ganz ehrlich: Wirklich singen kann Udo Linden- berg nicht. Und seine Texte haben zwar durchaus eine gute, teils auch sozialkritische oder poli- tische Message, zeichnen sich aber nicht durch sprachliche Finesse oder gar Poesie aus, wie es beispielsweise die von Herbert Grönemeyer tun. Und dann ist er ja auch noch ein wirklich schräger Vogel, mit seinem Hut, der ewigen Sonnenbrille, den grünen Socken, seiner „Hotel Atlantic“-Be- hausung und den „Likörellen“, den Aquarellen aus Likör, die er malt. Wie kommt es also, dass dieser Typ seit Jahrzehnten einer der wichtigsten deutschen Rockmusiker ist? Kult, ein Idol? Und quasi ein Markenzeichen Hamburgs, obwohl er doch aus dem westfälischen Gronau stammt? Dieser Frage geht das zwar recht klassisch, aber doch sehr unterhaltsam inszenierte Biopic „Lin- denberg! Mach dein Ding!“ nach. Es erzählt Udos Geschichte von Anfang an: von seiner Kindheit, der Karriere als Jazz-Schlagzeuger, als der er hamburg: pur Aktion! Exklusive Preview: Für eine Preview am 15. Januar, 20 Uhr, in den Zeise Kinos verlosen wir 30x2 Karten. E-Mail mit Betreff pur:lindenberg an verlosung@vkfmi. de. Einsendeschluss: 12.1. Nachwuchsschauspieler Jan Bülow spielt den jungen Ausnahmekünstler mit viel Verve und sehr überzeugend. Es hat sehr lange gedauert, ihn zu finden, erzählt Regisseurin Hermine Hunt- geburth: „Die Casterin Simone Bär und ich haben uns eigentlich alle jungen Schauspieler angese- hen, die es so gibt. Wir brauchten jemanden, der nicht nur ein hervorragender Schauspieler ist, sondern er musste auch eine Rampensau sein und das Rock’n’Roll-Gen haben. Sensibel musste er sein und witzig, ein tolles Körpergefühl mit- bringen und auch sexy sein.“ Eine Kopie Udo Lindenbergs ist Jan Bülow aber nicht – weder optisch noch sonst irgendwie. Das sollte er auch nicht sein, wie Bülow selbst er- klärt: „Wenn man zu sehr kopiert, dann besteht die Gefahr, dass aus der Kopie eine Karikatur wird.“ Und so interpretiert er den Rockmusiker auf seine ganz eigene Weise, ohne aber den „Lin- denberg-Kern“ dabei zu verlieren. Die Fakten, so heißt es zumindest, stimmen aber. Einen au- thentischen Eindruck macht dieser schwungvolle Ausflug ins Hamburg der späten 1960er und frü- hen 1970er Jahre auf jeden Fall. Steffi Horst AB 16. JANUAR D 2019 135 Min.; R: Hermine Hunt- geburth; D: Jan Bülow, Max von der Groeben, Det- lev Buck, Charlie Hübner, Ruby O. Fee; Matinee in Anwesenheit von Produzent Johannes Pollmann und Jan Bülow ★★★★★ Das rockt. BIOPIC

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz