Januar 2020
34 HeiligAbend Monsieur Pierre geht online Frei nach dem gleichnamigen Film von Stéphane Robelin aus dem Jahr 2017 inszeniert Folke Braband eine turbulente Best-Ager-Komödie rund um Schein und Sein. Mit diesem im On- line-Zeitalter omnipräsenten Problem konfron- tiert wird hier der einsame Witwer Pierre, der auf einer Dating-Plattform eine junge Frau namens Flora kennenlernt. Die Anziehung im Chat ist gegenseitig, doch es gibt da ein kleines Problem: Pierre hat ein Fake-Profil, bestückt mit Fotos von Ivanov Foto: Moog Photography Foto: Franziska Strauss Foto: Andreas Brüggmann Foto: Arno Declair er zum einen vor Ort recherchiert, Videos macht und mit irakischen Schauspielern ar- beitet und somit die Realität des Ortes mit auf die Bühne holt. Zum anderen, weil er seine Fragestellungen vor dem Hintergrund globaler Zusammenhänge stellt. Wie kam es zu dem Mexiko-Schwerpunkt? NH: Das war keine programmatische Idee im Vorhinein. Ich habe „Andares“ von Héc- tor Flores Komatsu auf einem Festival gese- hen und war begeistert. Vier junge indigene Performer aus dem ländlichen Mexiko ste- hen auf der Bühne und erzählen von ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihrer moder- nen Lebensrealität. Es gibt ja viele indigene Gruppen in Mexiko, die sich als eigene Nation mit eigenen Sprachen definieren. „Amarillo“ von Jorge A. Vargas ergänzt das Thema. Das Stück ist schon einige Jahre alt, ist aber politisch relevanter denn je in Zeiten, in denen Trump einen Zaun zwischen Mexiko und den USA hochziehen will. Die zwei Stücke bilden ein Panorama mit zwei verschiedenen Lebenswelten in einem Land: Einmal geht es um diejenigen, die wegwol- len und für die Mexiko ein Transitland ist. Und es geht um die Indigenen, die nicht weg- wollen, aber unter dem Druck des Kapita- lismus, der Ausbeutung der Natur und der Mehrheitsgesellschaft leben. Dazu zeigen wir eine Foto-Ausstellung der spanischen Künstlerin Griselda San Martin. Sie zeigt auf erschütternde Weise, was für einen Riss es für Familien bedeutet, wenn die einen es auf die andere Seite schaffen, während die anderen zurückbleiben. Interview: Ulrich Thiele 18. JANUAR - 9. FEBRUAR Thalia Theater und Thalia Gauß THEATER Das neue Stück von Daniel Kehlmann („Die Ver- messung der Welt“) ist zurzeit eines der meist- gespielten Stücke im deutschsprachigen Raum und verhandelt Fragen über Macht und Gewalt in Zeiten des Terrors. In der Inszenierung von Ulrich Waller steht Barbara Auer als mutmaß- liche Terroristin auf der Bühne, die an Heiligabend kurz vor Mitternacht wegen eines angeblich ge- planten Anschlags verhaftet wird. Johann von Bülow spielt ihren Kontrahenten – den Polizisten, der die Bombe vor Mitternacht finden muss … Ein politischer Thriller über die Frage, was der Staat tun darf, um Terrorismus zu verhindern. (kj) AB 18. JANUAR St. Pauli Theater Emilia Linda Heinrich (l.), Nora Hertlein Der Gutsbesitzer Ivanov lebt in Gleichgültigkeit: Seine hohen Schulden sind ihm egal, und auch seine Frau Anna, die an Tuberkulose erkrankt ist, liebt er nicht mehr – obwohl sie für ihn zumchrist- lichen Glauben konvertiert ist und von ihrer jüdi- schenFamilie verstoßenwurde. Seinemtrostlosen Dasein entflieht Ivanovmit regelmäßigenBesuchen bei seinemNachbarn Lebedev, mit dessen Tochter er sogar eine geheime Liebschaft beginnt. Mit „Ivanov“ porträtiert Anton Tschechow einen psy- chisch labilen und überforderten Mann, der die Menschen in seinem Umfeld zwar von sich stößt, sich aber trotzdem nach Veränderung sehnt. Am Schauspielhaus feiert das Stück in einer Fassung von Regisseurin Karin Beier und Dramaturgin Rita ThielePremiere. (she) AB 18. JANUAR Deutsches Schauspielhaus Alex, dem Freund seiner Enkelin … Gespielt wird Monsieur Pierre in diesem generationenüber- greifenden Verwechslungsspiel von Walter Plathe („Der Landarzt“). (kj) AB 11. JANUAR KomödieWinterhude
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