Januar 2019

10 MUSIK Smudo, spürst du aktuell eine besonders große Verantwortung, wenn du mit der Band auf die Live-Bühne gehst? Smudo: Eigentlich gehen wir mit einem ähnlichen Gefühl auf die Bühne, wie zu anderen Zeiten auch. Wir haben jetzt kein größeres Sendungsbewusst- sein, weder bei dem, was wir vorher schreiben, noch was die Art angeht, wie wir auftreten. Dabei unterhaltet ihr mittlerweile drei Gene- rationen von Fans. Von vielen könntet ihr die Väter sein. (lacht) Das ist richtig. Aber wir haben trotzdem kein spezielles Familienprogramm für unsere Shows entwickelt. Für mich kann ich sagen: Ich bin ein Mann in seinen besten Jahren, und wenn ich mein bisheriges, sehr abwechslungsreiches Leben über- blicke, gab es definitiv eine Konstante, nämlich das gute Bühnengefühl. Das ist heute, mit 50, genau- so wie mit 20. Was ist die Basis dieses guten Gefühls? Wir sind als Band einfach sehr lange zusammen und schon fast mehr als eine Familie. Wir sind im gleichen Alter, haben privat wie beruflich ähnliche Perspektiven. Es gibt niemanden, der mich besser und intimer beraten kann, als meine Bandkollegen – und das auf allen Ebenen. Und dann funktioniert es eben auch auf der Bühne. Hat sich mit der Zeit vielleicht auch mehr Live-Ge- lassenheit ergeben? Ich verspüre heute allgemein mehr Gelassenheit als in anderen Zeiten. Kannst du ein Beispiel nennen? Neulich hatten wir ein Treffen mit Four Artists, un- serer Firma. Von der sind wir ja selbst Kunden, und dadurch ergeben sich auch mal Konflikte. Diskus- sionen werden heute aber weniger hitzköpfig ge- führt, als noch vor zehn Jahren. Das liegt auch an einer von uns sehr gepflegten, fortschrittlichen Work-Life-Balance. Irgendwelche unangenehmen Begleiterschei- nungen des Älterwerdens? Die Sprungfrequenz auf der Bühne ist nicht mehr so hoch. Und wenn wir drei, vier Tour-Tage hinter uns haben, reicht ein Tag zur Erholung auch nicht mehr aus. Die Fantastischen Vier, die Firma, der TV-Job bei „The Voice“: Braucht es zum ständigen Leben in der Öffentlichkeit bestimmte Ausgleiche? Ich habe ja einen Pilotenschein und fliege und ma- che auch sonst viele Dinge abseits der Musik. Das tue ich aber nicht, um die Öffentlichkeit auszuglei- chen, sondern weil es zu meiner Welt dazu gehört. Ich genieße alle Perspektiven in meinem Leben. Und welche Tätigkeit entspannt dich im Moment am meisten? Das Fliegen! Weil es immer einen klaren Anfang und ein klares Ende hat. Alles läuft nach Checkli- sten ab. Die klaren prozeduralen Abläufe im Cock- pit sind für mich, der in einem wilden Arbeitsleben zwischen Familie mit drei Töchtern einen sehr un- regelmäßigen Terminkalender zu bändigen hat, die pure Erholung. Das Fliegen ist für mich wie die Golfrunde für Alice Cooper (lacht). Interview: Erik Brandt-Höge 14. JANUAR 19:00 Uhr; Barclaycard Arena Smudo über mehr Gelassenheit im Musikgeschäft und ein Hobby, für das es hoch hinaus geht DIE FANTASTISCHEN 4 „ Fast mehr als eine Familie “ Foto: Robert Grischek

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