Januar 2018
Foto: Sinje Hasheider Foto: Sinje Hasheider Foto: Armin Smailovic 35 Plattdüütsch för Anfänger Frei nach dem Film „Ostfriesisch für Anfänger“ mit Dieter Hallervorden bringt das Ohnsorg Theater diese skurrile Komödie über Migration auf die große Bühne. Der letzte „echten Plattdeutschen“, wie Uwe Hinrichs sich selbst bezeichnet, lebt zurückgezogen in einem kleinen Dorf. Nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust seiner Arbeitsstelle, lässt er, außer seinen Stammtischbrüdern, niemanden mehr an sich heran. Als eine Gruppe von Flüchtlingen in seinem zwangsversteigerten Häuschen einquartiert wird, dreht er durch und baut Mist. Als Strafe wird er von der dynamischen Frau Lautenschläger, die das Integrationsprojekt leitet, und dem korrupten Bürgermeister dazu verdonnert, einen Deutschkurs für die Geflüchteten zu geben. Doch der alte Kauz macht auch hier, was er will. Zunächst widerwillig und trotzig bringt er ihnen Plattdeutsch anstatt Hochdeutsch bei. Eine Sprache, die verbindet, und auch hier ihre Wirkung nicht verfehlt. (hed) AB 7. JANUAR Ohnsorg Theater; www.ohnsorg.de Der Kaufmann von Venedig Jude ist ein gängiges Schimpfwort auf deutschen Schul- höfen; jüdische Kultur hierzulande öffentlich auszuüben, gilt als Sicherheitsrisiko. In Deutschland ist Antisemitis- mus wieder gesellschaftsfähig, oder – wie es ein Rabbi – krasser formuliert: „Wenn ein muslimischer Migrant ak- tiv Juden hasst, ist er prima in die deutsche Gesellschaft integriert.“ „Der Kaufmann von Venedig“ liefert in William Shakespeares gleichnamigem Drama das perfekte jüdi- sche Feindbild, fordert er doch von seinem christlichen Schuldner unbarmherzig ein Pfund Fleisch, falls das ge- liehene Geld nicht pünktlich zurückgegeben werden kann. Intendantin und Regisseurin Karin Beier interessiert am Klassiker der im 21. Jahrhundert zu beobachtende Rückfall in primitive Verhaltensmuster: Kri- senzeiten teilen die Gesellschaft in jene, die von der eigenen Anständigkeit überzeugt sind, und in solche, die als Ewig-Andere gelten. Die Titelfigur wird Joachim Meyerhoff spielen – ein Sympa- thieträger in der Rolle des diskriminierten Juden. (def) AB 27. JANUAR Schauspielhaus; www.schauspielhaus.de Michael Kohlhaas Regiestar Antú Romero Nunes inszeniert Heinrich von Kleists Geschichte über den Rosshändler Mi- chael Kohlhaas. Dieser soll an einer Grenze einen Passierschein lösen, was zuvor noch nie der Fall war. Sie kommen zu der Einigung, dass er diesen in der Stadt nachlöst und seine beiden Pferde als Pfand zurücklässt. Als er sie abholen will, sind die Tiere halb verhungert. Aus dieser Situation heraus, entspinnt Kohlhaas ein Rachefeldzug, der in rau- er Gewalt mündet. Doch die Frage wer ist gut und wer böse ist eine Frage der Perspektive, wie Nunes findet: „Die Welt ist kompliziert und Kohlhaas geht dagegen an. Er wehrt sich und bringt die Ordnung ins Wanken. Um Recht zu bekommen, begeht er Unrecht. Kohlhaas geht seinen Weg, verliert alles und findet sich selbst. Er scheitert und er gewinnt. Beides! Das ist der Witz an der Sache.“ (hed) AB 21. JANUAR Thalia Theater; www.thalia-theater.de Theaterfestival 19. Januar– 4. Februar 2018 thalia-theater.de/lessingtage T: 040. 3281 44 44 es in d erWelt
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