Januar 2018

Herr Berutti, warummacht es Sinn, das beängsti- gende Zukunftsszenario von Aldous Huxleys, in  demdieMenschen inKasten indoktriniert werden,  heute auf die Bühne zu bringen? Einiges ist heute tatsächlich schon Wirklichkeit ge- worden, nehmenwir zumBeispiel dasBedürfnis nach sofortigemKonsumund Bedürfnisbefriedigung. Ich fand die Frage besonders spannend: Was ist schon da und was ist noch nicht da? In der schönen neuen Welt werden dieMenschen zuwillenlosenMitläufern erzogen, die unmittelbaren Genuss in Konsum, Sex undDrogen suchen. Sie hinterfragen nichtsmehr. Es ist eineWelt, in der Bilder beherrschen, das ist heu- te beispielsweise schon aktuell. Auch eine hedonis- tischeWelt, auf unmittelbareBefriedigung angelegt, wie bei Huxley, lebenwir heute ... Im Roman nehmen die Menschen, die von Geburt  an mental indoktriniert und für verschiedene  Kasten erzogen werden, die Glücksdroge Soma.  Diese hat eine sedierende Wirkung und bewirkt,  dass denMenschen alles gleichgültig ist.Waswäre  das heute, das unswillenlosmacht? Bei uns ist das, denke ich, ganz klar, das Antidepres- sivum. Die meisten Menschen nehmen das doch irgendwann einmal in ihremLeben. Wennman Angst bekommt, traurig ist, dann nimmt man eben die Glückspillen. Soma sind diese Pillen, die unsere Laune steuern. Wir setzten das auch in der Insze- nierung als Motiv ein. Was für ein Bühnenbild wird diese schöne neue  Zukunft abbilden? Mit der Ausstatterin Birgit Voss habenwir eine ganz genaue Vorstellung von der „schönen neuen Welt“ entwickelt, nämlich, dass diese eine Abstraktion bleiben soll. Wir wollten keine Utopie und keine Science-Fiction als Bild. Wir wollten eine Welt, die einerseits nah an uns ist und auch fern – die Ferne erreichen wir durch die Abstraktion. Sie lässt dem Zuschauer genug Freiraum für eigene Fantasie. Musik spielt in Ihrer Arbeit als Regisseur eine  wichtige Rolle, Sie haben in der Vergangenheit  häufig als Opernregisseur gearbeitet. Wird diese  InszenierungvonbesondererMusikalitätgetragen? Das muss man, meine ich, getrennt sehen, wenn man Theater und Oper inszeniert. Die Musikalität hole ich allerdings anders in die Inszenierung, und zwar über die Sprache. Wir haben sogar für eine der Hauptfiguren, es ist John Savage, ein Leitmotiv geschrieben. Wenn Sie so wollen, ist das dann doch wieder nah an der Musik dran. Dürfen Ihre Schauspieler Ideen einbringen?  Natürlich! Es heißt dochMit-Arbeit, die besten Ideen mussman immer stehlen, finde ich. Also, ich schät- ze fremde Ideen sehr. Ich muss unbedingt noch ein Wort zur Besetzung unseres Stückes sagen, wir haben nämlich schon imSeptembermit der Vorpro- benarbeit angefangen. Es war sofort klar, jeder ist exakt auf seinem genauen Platz. Ich bin also auch von der Besetzung her sehr, sehr zufriedenund stolz. Die Pausenzeit, bis wir weiterprobieren, ist wie ein guter Tee, der zieht und reift. Man trifft sich wieder und kann schön und tief miteinander arbeiten. Wie sollte der Zuschauer aus der Inszenierung  gehen? Ich würde mich freuen, wenn das Publikum die Demokratie wieder zu schätzen lernt. Das ist, glau- be ich, sehr aktuell, wieder eine mündige Gesell- schaft zu sein. Und so ein Zukunftsszenario, in dem die Menschen mental manipuliert werden, kann einemauf besondereWeise die Augen dafür öffnen. Interview: Stefanie Maeck AB 22. JANUAR „Schöne neue Welt“; Altonaer  Theater; www.altonaer-theater.de THEATER Der Regisseur Jean-Claude Berutti inszeniert den Science-Fiction-Klassiker „Schöne neue Welt“ im Altonaer Theater. Ein Gespräch über eine verstörende Romanwelt und ein besonderes Ensemble Foto: Diwan Mannan ISBN978-3-946677-06-2 SPEZIALNR.30 2017/2018 |€9,80 SohastDuBrot nochniegegessen DieBestenderBesten: Fischbrötchen,Labskaus,Burger&Pizza DieseFrauenmischen unsereGastroszeneauf Mehrals 500RESTAURANTS imTest ANONYM KRITISCH UNABHÄNGIG ProdukteausderHansestadt Pinneberg, Lüneburg,Harburg& Co. Tolle Tipps für die Region ETCoverFINAL_HR.indd 1 28.04.17 12:41 Im Handel oder bestellen unter www.szene-hamburg.com Der wichtigste Gastroguide für Hamburg und Umgebung Mit Ostsee- & Lüneburg-Spezial ALTONAER THEATER Welt ohne Willen HAMBURG MEHR! Theater am Großmarkt Die Originalproduktion von A. Gerber und P. Wilhelm C ENTRAL M USICAL C OMPANY Roman: Gaston Leroux VVK: Hotline 01806-570 066 (dFn 20ct/Anr, Mobil 60ct/Anr) + an allen bekannten Vorverkaufsstellen + www.asa-event.de T ANZ DER V AMPIRE · F ROZEN · R OCKY K ÖNIG DER L ÖWEN · E LISABETH · F ALCO · UVM. 15.02.18 15.01.18

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