Januar 2018

16 Blödel-Techno goes Hochkultur: Pianistin Olga Scheps interpretiert Stücke von Scooter, und man möchte meinen, die Originale wären all die Jahre so viel wertvoller gewesen, als sie eben waren. Zum 25-jährigen Bestehen der Band hat die ECHO Klassik-Gewinnerin u.a. „4 AM“, „Maria (I Like It Loud)“ und „How Much Is The Fisch“ zu einem zimmertemperierten, für nahezu jeden Hörer zugäng- lichen Vergnügen gemacht. Da klingt das sinnbefreiteste Bumm- Bumm-Kawumm plötzlich wie Beethoven, die quatschigste Melo- die auf einmal wie Mozart. So schnell kann’s gehen: Baxxter und Co brauchten lediglich zwei Hände, ein Klavier und einen Scheps’schen Geniestreich, um in der musikalischen Niveau-Liga gefühlte tau- send Stufen nach oben zu steigen. (ebh) ★★★★★ Platte des Monats Olga Scheps – 100% Scooter – Piano Only (Kontor/Edel) cds INDIE-FOLK First Aid Kit Ruins (Sony) Mit ihremAuftritt beim schwe- dischen „Polar Music Prize“ rührten First Aid Kit ihr großes Idol Emmylou Harris 2015 zu Tränen. „Ruins“, das vierte Al- bum der s chwedi s chen Schwestern, ist ähnlich bewe- gend. Dass Klara Söderberg eine Trennung hinter sich hat, hört man den Songs an. Es geht um Herzschmerz und Sinnsuche – verpackt in wunderbarem In- die-Folk und perfektem Harmoniegesang. Allerdings sind die neuen Songs weniger poliert als auf dem Vorgänger: Da wird auch mal Chor geschunkelt oder richtig Lärm gemacht. Steht ihnen ausgezeichnet. (nw) ★★★★ ★ BAROCK Ensemble Resonanz Weihnachtsoratorium (resonanzraum records) Es ist Weihnachten, die pas- sende Musik wird benöti- gt – und was nun? Die alten Schinken auflegen? Das Ra- dio aufdrehen? Niemals! Was Neues muss her. Nur: Zu viele haben sich bereits daran ver- sucht, traditionelle Weihnachtsstücke in einem frischen Ge- wand zu präsentieren, sei es durch einen Genrewechsel oder ach so witzig umformulierte Texte. Kleiner Tipp: Das „Weih- nachtsoratorium“ des ensemble resonanz. Keine XXL-, nur eine Kammerbesetzung, eine E-Gitarre, Vintage-Keyboards, eine Trompete und Choräle, bei denen alle miteinstimmen, wur- den benötigt, um das erfolgreichste Oratorium des Barock auf eigene, tolle und nicht nur für die Weihnachtszeit brauchbare Weise einzuspielen. Aufgenommen im resonanzraum St. Pau- li und für so viele Wohnzimmer bereichernd. (ebh) ★★★★ ★ Erik Cohen Wave, Rock und Pop: Das waren die tragenden Säulen von Erik Co- hens zuletzt erschienenem Album „Weißes Rauschen“ (2016). Der Kieler Künstler hat sich seitdem zwar nicht komplett von all dem entfernt, stellt auf „III“ (VÖ 26.1.), dem Nachfolger von „Weißes Rau- schen“, aber doch mehr die breitbeinigen Hardcore- und Metal-Ele- mente seiner Musik in den Vordergrund, ebenso wie Punk- und 70er-Jahre-Stadion-Gitarren. Fans von Iron Maiden und Motörhead kommen auf der Tournee zum Album entsprechend auf ihre Kosten. (ebh) 27. JANUAR 21:00 Uhr; Hafenklang Missincat Kein Geheimnis, was Musikern zu mehr Popularität verhilft: ein an- ständiges Netzwerk. Sängerin und Songschreiberin MissinCat hat sich über die Jahre ein ebensolches aufgebaut. Die in Berlin lebende Italie- nerin hat zuletzt von ihren Verknüpfungen profitiert, als sie beschloss, „Forces“ aufzunehmen, nämlich fünf Songs mit fünf unterschiedlichen Künstlern: Charlotte von Me & My Drummer, Hundreds, Robot Koch, La Boum Fatale und Federico Albanese. Den typischen warmwei- chen MissinCat-Sound hat natürlich jedes einzelne Stück inne. (ebh) 29. JANUAR 20:30 Uhr; Nochtwache Foto: Frank Peter Foto: Christoph Voy

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